Jedes Unternehmen ist von der Forderung zu mehr Nachhaltigkeit betroffen: Unsere Umwelt verändert sich und erzwingt Anpassungen. Die Märkte reagieren darauf. Und schließlich ertönt auch aus der Gesellschaft immer lauter der Ruf nach anderen Prioritäten. Eine Folge davon sind strengere Regulierungen. Der Begriff ESG beschreibt, welche Aspekte vor allem eine Rolle spielen: Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und verantwortungsvolle Unternehmensführung (Governance). Mit steigender Bedeutung von ESG müssen auch die damit verbundenen Risiken für Unternehmen in den Blick genommen werden. Eine tiefgreifende Neuorientierung ist die Folge. In diesem Beitrag greife ich die 5 wichtigsten Schritte für KMUs auf.
Sichtbare Folgen des Klimawandels
Spätestens in den letzten beiden Jahren sind die Auswirkungen des menschengemachten Klimawandels auf unseren Lebensraum in Mitteleuropa deutlich angekommen und nicht mehr weg zu diskutieren. Nachdem es im Jahr 2021 im deutschen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zu historischen Überschwemmungen gekommen ist, haben im Frühsommer 2022 lokale Hochwasser aufgrund von Starkregen in Österreich, Italien und anderen Ländern schwere Schäden angerichtet. Gleichzeitig haben wir in Europa 2022 den heißesten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen erlebt, der unter anderem zu historischen Tiefstständen an Rhein, Donau, Po und anderen Flüssen geführt hat und zeitweise sogar den Schiffsverkehr lahmgelegt hat.
Und während die globale Erderwärmung das „ewige Eis“ in Grönland und am Südpol in alarmierender Geschwindigkeit zum Schmelzen bringt, verschwinden die Gletscher in den Alpen in atemberaubendem Tempo. Die negativen Auswirkungen dieser Gletscherschmelze werden weit über die Beeinträchtigung des Schitourismus in den Alpen hinausreichen und mittelfristig sogar eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung in vielen Bergregionen herbeiführen.
Klimawandel: Unternehmen sind doppelt betroffen
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die vom EU-Gesetzgeber im Rahmen der CSRD (Corporate Social Responsibility Directive) im Jahr 2022 erlassen wurde und von der ich in einem früheren Blogbeitrag berichtet habe, hat bekanntlich ein großes Ziel. Es geht darum, mehr Transparenz in die individuelle Situation von Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit zu bringen, um Europa bis zum Jahr 2050 in einen klimaneutralen Wirtschaftsraum zu entwickeln.
Diese Vorschriften sind besonders für Unternehmen von weitreichender Bedeutung, da diese im Zusammenhang mit ESG (steht für Umwelt, Soziales und „Gute Unternehmensführung“)-Themen und Klimarisiken zugleich Betroffene und Verursacher sind.
ESG: auch für kleine und mittlere Unternehmen entscheidend
Auf der einen Seite sind Unternehmen Risiken ausgesetzt, die als direkte oder indirekte Konsequenz aufgrund des Klimawandels, der Umweltverschmutzung und daraus resultierenden Folgen für Menschen und Ökosysteme entstehen. Dies können physische Risiken durch Umweltkatastrophen sein, etwa die Beschädigung oder Wertminderung von Anlagen und Gebäuden, gestiegene Energie- und Rohstoffpreise sowie ganze Geschäftsunterbrechungen, die massiven ökonomischen Schaden verursachen können.
Gleichzeitig müssen sich Unternehmen auch an die neuen Gegebenheiten anpassen, die mit der Umstellung auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft verbunden sind, etwa durch Investitionen in neue Technologien oder Systeme, Anpassung an neue Rechtsvorschriften sowie gestiegene Versicherungs- und Finanzierungskosten, um den veränderten Erwartungen von Regulatoren, Kundschaft und Investoren gerecht zu werden.
So tragen Unternehmen selbst zur Entstehung von ESG-Risiken bei
Auf der anderen Seite sind auch Unternehmen selbst aufgefordert, ihre eigenen Aktivitäten kritisch zu hinterfragen und zu analysieren, wie sie durch ihre eigene Tätigkeit (negative) Folgen für die Umwelt und das Klima erzeugen: Sei es durch den Ausstoß von CO2, den Verbrauch von Naturkapital wie Wasser, Grund & Boden, Rohstoffen, etc. sowie die (nicht immer gerechte) Behandlung von Menschen, entweder unmittelbar oder im Rahmen ihrer Lieferkette.
Nachhaltigkeit & Klimawandel: Wie resilient ist Ihre Firma?
Umso wichtiger ist es, dass alle betroffenen Unternehmen rasch ihre eigene unternehmerische Resilienz im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und Klimawandel unter die Lupe nehmen. Dabei geht es zum einen um die Fähigkeit des Unternehmens, externe Schocks und Verwerfungen der ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen auszuhalten. Andererseits sind Unternehmen dringend dazu aufgerufen, eine agile und anpassungsfähige Führung im Betrieb zu etablieren, um sich angesichts der aktuellen und zukünftigen Krisen weiter zu entwickeln und – trotz zwischenzeitlicher Rückschläge – auf einem robusten und ökonomisch profitablen Pfad zu bleiben.
Wie sollen Unternehmen in dieser Situation vorgehen?
Meine 5 Handlungsempfehlungen an KMUs:
- Zuerst einmal muss man die eigene Berichtspflicht nach der CSRD prüfen bzw. den passenden freiwilligen Standard (z.B. Global Reporting Initiative) für sich auswählen
- Als nächstes gilt es die gebotenen Ressourcen für das Projekt bereitzustellen und eine passende Strategie zu entwickeln
- Der darauffolgende Schritt ist eine Risikoanalyse für das eigenen Geschäftsmodell sowie für den Umgang mit den wesentlichsten Stakeholdern
- Gleichzeitig beginnt das Sammeln von Daten in einem passenden technischen Tool, je nachdem wie weitreichend die Pflicht zur Berichterstattung ausfallen wird
- Schließlich ist es für ein erfolgreiches Projekt notwendig, sich ambitionierte und klar definierte Ziele zu setzen, den Fortschritt bei deren Erreichung laufend zu messen und die Ziele bei Bedarf zu adaptieren
Langfristige Vorteile für KMUs
Natürlich funktioniert diese Herangehensweise nur dann, wenn die Unternehmen auch Zeit und Ressourcen bereitstellen, um ein entsprechendes Projekt auf den Weg zu bringen. Als Motivator dafür sollten nicht bloß die Begrenzung von Nachhaltigkeitsrisiken für die KMUs selbst dienen, sondern auch die geschäftlichen Chancen, die das Thema Nachhaltigkeit mit sich bringt.
Wie konkret sehen diese neuen Geschäftsmöglichkeiten und Chancen im Bereich Nachhaltigkeit für die Unternehmen tatsächlich aus? Darum wird es im 3.Teil meiner Serie „ESG als Game Changer für KMUs“ gehen, welcher in weiterer Folge erscheinen wird.
- Wie Sie Ihre Unternehmenskultur tatsächlich leben
- Wie Sie die Zügel Ihres Unternehmens wieder in die Hand nehmen
- Wie Sie Veränderungen als Chance sehen