Kreativität Techniken Methoden: In den ersten beiden Teilen zur Blog-Reihe Kreativität werden Grundlagen beschrieben („Bedingungen und Blockaden“ – Teil 1) und der Kreativitäts-Prozess erläutert („Der Kreativitätsprozess“ – Teil 2).
Hier im dritten Teil geht es nun um Methoden und Techniken, um den Kern des Kreativitätsprozesses – die eigentliche Ideenfindung – zu unterstützen oder gezielt loszutreten.
Es gibt viele Kreativitätstechniken, die alle das Ziel haben, das kreative Potential des Einzelnen oder der Gruppe zu entwickeln. Um nicht mit der Fülle an verfügbaren Methoden den Rahmen zu sprengen, sind nachfolgend nur die sieben verbreitetsten Formen aufgeführt.
1. Mind Mapping
- Verbindet sprachliches mit bildhaftem Denken und aktiviert damit unsere beiden Gehirnhälften
- Kann gut alleine benutzt werden
- Der besondere Nutzen liegt darin, komplexe Sachverhalte zu strukturieren und spielerisch neue Ideen zu generieren
- Im beruflichen Leben eignen sich Mind Maps besonders zur Ursachenanalyse oder für Entwürfe und Planungen
2. Brainstorming
- Ist eine Methode für Teams und dabei besonders geeignet, wenn Teilnehmer*innen verschiedene Wissensgebiete und Erfahrungsbereiche vertreten
- Es ist wichtig, dass dabei die Regeln guter Kommunikation eingehalten werden (keine negative Kritik, aufgreifen und weiterentwickeln fremder Ideen)
- Komplexe Probleme sollten in unabhängig lösbare Teilprobleme zerlegt werden und das Brainstorming auf Ebene der Teilprobleme durchgeführt werden
- Teilnehmerzahl auf 7 bis 8 Personen begrenzen, bei größerer Anzahl bietet sich die Bildung von Teilgruppen an
3. Methode 635
- Ist die verbreitetste Methode des „Brainwriting“, also der schriftlichen Ideengenerierung und -weiterentwicklung. Dabei werden in 6 Abschnitten jeweils 3 Ideen in Zeitintervallen von 5 Minuten in Formulare eingetragen (daher der Name 635).
- Vorbesprechung des Problems im Team, dann bekommt jeder im Team ein Formular, um binnen 5 Minuten dort 3 Ideen einzutragen, die Formulare wechseln danach zur nächsten Person. Es werden dann im zweiten Abschnitt wieder 3 Ideen eingetragen, entweder neue oder eine Weiterentwicklung der fremden Ideen im ersten Abschnitt. So wird jedes Formular von 6 Personen bearbeitet, mit dem Ziel, ständig fremde Ideen weiterzuentwickeln.
- Bevorzugt bei großen Gruppen oder bei konfliktbeladenen Gruppen einzusetzen
4. Imaginäres Brainstorming
- Damit bekannte oder verbreitete Problemlösungen nicht zu einem zementierten Muster werden, kann mit einem einfachen und wirkungsvollen Trick die Ideengenerierung angeregt werden: durch Abwandlung einer wesentlichen Gegebenheit wird das reale Problem in ein imaginäres verwandelt.
- Ablauf: Vorstellung und Analyse des Problems, klassisches Brainstorming bis zu einem toten Punkt, wesentliche Gegebenheit des Problems hervorheben, Abwandlung in imaginäre Problemstellung, Brainstorming des imaginären Problems, Übertragung der imaginären Ideen auf die reale Problemstellung (bei der Umsetzung jeweils nur eine Gegebenheit abwandeln, in verschiedenen Schritten nacheinander können mehrere abgewandelte Gegebenheiten bearbeitet werden).
- Das imaginäre Brainstorming will uns von festgefahrenen Lösungsmustern befreien bzw. eine festgefahrene Ideengenerierung aufzubrechen.
5. Reizwort-Analyse
- Bei der Reizwort-Analyse werden zufällig gefundene Wörter oder bildliche Gegenstände herangezogen und deren Funktionen oder Eigenschaften auf das Problem übertragen, dann erfolgt die Rückkopplung der Reizwort-Elemente in das gestellte Problem.
- Kann auch gut alleine angewandt werden.
- Ist geeignet für technische wie auch nicht-technische Probleme, diese sollten aber auf die Ebene unabhängig bearbeitbarer Teilprobleme heruntergebrochen werden.
6. Morphologischer Kasten
- Die wesentlichen variablen Bestandteile möglicher Lösungen – die Parameter oder Merkmale – werden definiert.
- Dann werden zu jedem dieser Parameter die verschiedenen Ausprägungsmöglichkeiten ermittelt. Einzelne Lösungsalternativen ergeben sich dann durch die beliebige Kombination der Ausprägungen, also z.B. wird Parameter 1 / Ausprägung 2 kombiniert mit Parameter 2 / Ausprägung 5 und Parameter 3 / Ausprägung 3.
- Das Auffinden der Merkmale setzt hohen Fachverstand voraus, deshalb weniger geeignet für das Arbeiten mit interdisziplinären Teams. Kann dafür aber vom einzelnen Fachmann eingesetzt werden und eignet sich auch für hochkomplexe Problemstellungen.
7. Morphologische Matrix
- Arbeitet mit Parametern, welche wesentliche Eigenschaften und Ausführungen eines Produktes kennzeichnen; durch Kombination der Parameter können wiederum neue Lösungen generiert werden. Im Gegensatz zum Morphologischen Kasten werden hierbei die Ausprägungen von 2 Parametern in einer 2-dimensionalen Matrix aufgetragen und ausgewertet.
- Geeignet für die systematische Ermittlung von unbesetzten Nischen, sowohl für Produkte, Dienstleistungen als auch technische Verfahren.
- Besonders für die Anwendung durch den Einzelnen.
Die erfolgreiche Anwendung von Kreativitätstechniken
Auch wenn die Kreativitätstechniken auf den ersten Blick oftmals einfach wirken: damit wir diese erfolgreich anwenden können, müssen wir einige Prinzipien beachten. Neben der Auseinandersetzung mit der Methodik und den zugrunde liegenden Denkmechanismen muss uns auch bewusst sein, dass die Methoden nicht als Automatismen Ideen von alleine produzieren.
Die individuelle Befähigung ebenso wie die Verhaltensweise (bei Teamarbeit), aber auch eine gute Moderation und geeignete räumliche, zeitliche und arbeitstechnische Voraussetzungen sorgen für die erfolgreiche Nutzung. Wenn unsere Mitarbeiter*innen die Methoden anwenden sollen, dann muss dies organisatorisch unterstützt werden. Gleichzeitig sollte das Team gründlich über methodische Hintergründe informiert und Ergebnisse aus Ideenfindungssitzungen in aufbereiteter Form kommuniziert werden.
Kreativitätstechniken können wir nicht nur für technische Probleme nutzen, sondern auch nicht-technische Probleme (z.B. Mitarbeitermotivation, Event-Planung) damit lösen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Ausleben Ihrer kreativen Energie.
(Quelle: „30 Minuten für mehr Kreativität“ von Helmut Schlicksupp / ISBN 9783897490338)
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