Wie Sie als KMU neue Fachkräfte finden: Kreative Lösungen für den Fachkräftemangel

  • 1.31.24 Blog Promo
Christian Koehler Entrepreneur und Business Coach
Seine Geschäftspartner schätzen ihn als belastbaren, innovativen, detailversessenen Macher, der immer einen stimmigen Plan und außergewöhnliche Lösungen parat hat.

Stellen Sie sich vor, Sie betreiben ein kleines, florierendes Unternehmen. Die Aufträge häufen sich, und Ihre Kundschaft wächst stetig. Doch es gibt ein Problem: Ihnen fehlen die Mitarbeiter:innen, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Dies ist keine ungewöhnliche Situation, denn in vielen Regionen gibt es derzeit kaum Arbeitskräfte, die dem Markt zur Verfügung stehen. In diesem Beitrag geht es darum, wie Sie als KMU innovative und sofort umsetzbare Maßnahmen ergreifen können, um bisher übersehene Zielgruppen als Fachkräfte für Ihr Unternehmen zu gewinnen.

Der wirtschaftliche Schaden des Fachkräftemangels

Laut dem Institut der Wirtschaft könnte der volkswirtschaftliche Schaden durch den Fachkräftemangel, in Form reduzierter Wirtschaftsleistung, bis zu 30 Milliarden Euro betragen. Ganze 60 Prozent aller Betriebe bewerten den Fachkräftemangel als größtes Geschäftsrisiko. Angesichts dieser Zahlen müsste dies eigentlich ein Weckruf für Politik, Industrie, Handwerk und andere Organisationen sein, sofort umsetzbare Lösungen zu schaffen. Besonders zwischen Büroberufen, Pflegeberufen sowie Produktions- und handwerklichen Berufen gibt es unterschiedliche Herausforderungen und Chancen.

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Endlich mal neu denken: wer kommt noch in Frage?

Wenn dieser Druck also so hoch ist, müssen Arbeitgeber auch neue Wege der Arbeitskräftebeschaffung gehen. Der Ansatz hierfür könnte sein, sich auf Gruppen von Menschen einzulassen, die regelmäßig  nicht im Focus der suchenden Arbeitgeber stehen, wie z.B.:

  1. Langzeit-Arbeitslose  
  2. Die sogenannten  Alten ( Ü 50)
  3. Personen mit Behinderungen
  4. Jugendliche, die durchs Raster gefallen sind   
  5. Geflüchtete

Bei diesen Gruppen ist oft unklar, wie und wo eine passende Ansprache erfolgen kann. Daher im Folgenden hier meine Tipps aus der Praxis:

1. Langzeitarbeitslose zu Mitarbeiter:innen machen

In Deutschland gibt es etwa 1 Million Langzeitarbeitslose. Dererste Ansprechpartner ist die lokale Arbeitsagentur. Beispielsweise gibt es in Frankfurt eine spezielle Hotline für interessierte Firmen (Tel: 069 59769262). Auch Industrie- und Handelskammern sowie Handwerkskammern sind wertvolle Partner.

Eine Erfolgsgeschichte: Ein kleines Handwerksunternehmen in Berlin hat durch die Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur mehrere langzeitarbeitslose Menschen eingestellt. Mit einem gut strukturierten Einarbeitungsprogramm und regelmäßigen Schulungen sind diese neuen Mitarbeiter:innen inzwischen unverzichtbare Teammitglieder geworden.

2. Die sogenannten Alten – Ü 50: unwillig und krank?

Diesem Vorurteil steht die Tatsache gegenüber, dass viele extrem gut ausgebildete und erfahrene Menschen bis 67 oder länger arbeiten müssen. Und Untersuchungen zeigen, dass sehr viele dies auch wollen. Viele Betriebe haben begonnen, diese Mitarbeiter:innen an sich zu binden. Auch hier zeigt sich, dass neue Formen der Arbeitszeit (Teilzeit, Home Office u.ä.) beiden Seiten entgegenkommen. Ein regelmäßig nicht bedachtes Element ist auch die mögliche Rolle als Mentor:in,um neuen, jüngeren Mitarbeiter:innen die Einarbeitung zu vereinfachen.

Wer diese Gruppe erreichen möchte, kann sich z. B  bei www.masterhora.de oder bei Ihre Marktnische einen guten Überblick verschaffen. Die Unternehmerbefragung von TAB-mit dem Titel Altes Eisen oder Tafelsilber  hat  übrigens deutlich gemacht, dass diese Mitarbeitergruppe  bei Unternehmern hoch im Kurs steht

3. Personen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen

Diese Menschen stehen vielen Vorurteilen gegenüber, die eine Eingliederung in Betriebe  – direkt oder ausgelagert in geschützten Betrieben – erschwert. Die Unkenntnis dieser Möglichkeiten ist noch das einfachste Vorurteil.

Auf der letzten Mitgliederversammlung des Verbandes der Chemischen Industrie im September 2018 wurde ein Berliner Chemiebetrieb im Rahmen von Responsible Care der UN  (Ziel: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) dafür ausgezeichnet, dass er in einem „geschützten Bereich“ behinderten Menschen seit Jahrzehnten wertschöpfende Arbeit ermöglicht. Der eindrucksvolle Film zu diesem und anderen Preisträgern kann über www.vci.de (Responsible Care Preisträger) abgerufen werden. Wenn das in einem Betrieb der Chemischen Industrie möglich ist, so sollte dies in vielen anderen Bereichen auch einzurichten sein.

Die Landeswohlfahrtsverbände bieten hier die notwendigen Informationen für interessierte Arbeitgeber. Dort findet man auch Hinweise auf andere Formen der Beschäftigung. Weitere Informationen dazu finden Sie außerdem im Blogbeitrag meines Berliner Kollegen Ralf Mathiesen  „Mitarbeiter mit Behinderungen einstellen – warum nicht?“

4. Jugendliche, die durchs Raster gefallen sind  

Dieser Personenkreis umfasste nach einer kürzlich durchgeführten Studie eine Gruppe von ca. 1,25 Millionen Menschen im Alter von 18-25 Jahren. Auch diese Gruppe sieht sich vielfältigen Vorurteilen ausgesetzt. Auch hier ist der Zugang zu dieser heterogenen Gruppe nicht einfach.

Es gibt  seit ca. zehn Jahren eine gemeinnützige Organisation, die sich dieser Gruppe verschrieben hat: Die Joblinge gAG. Deutschlandweit kümmert sich diese Organisation darum, Jugendliche für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt fit zu machen  und dadurch ein eigenständiges Leben außerhalb von staatlichen Unterstützungssystemen zu ermöglichen.

Eine wichtige Säule des Erfolgs ist das sehr effektive “Eins-zu-Eins Mentoring”, das ich aus eigener Erfahrung kenne. Durch verschiedene Gruppen wie „Standard“, MINT (Bezug zu Naturwissenschaften) Kompass (für Geflüchtete)  gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Jugendlichen, ihre Talente zu testen.

5. Geflüchtete

Auch hier bietet die Organisation Joblinge sowie Kammern und ehrenamtliche Organisationen wertvolle Unterstützung.

Ein Beispiel: Ein kleines Familienunternehmen im Gastronomiebereich hat mehrere geflüchtete Menschen eingestellt und in ihr Team integriert. Durch intensive Sprachkurse und praktische Schulungen sind die neuen Mitarbeiter:innen schnell zu wertvollen Teammitgliedern geworden.

Fazit

Der Fachkräftemangel ist eine große Herausforderung, bietet aber auch die Chance, neue Wege zu gehen und bisher übersehene Zielgruppen zu integrieren. Mit der richtigen Strategie und Offenheit können Sie nicht nur den Fachkräftemangel in Ihrem KMU beheben, sondern auch gesellschaftlich einen positiven Beitrag leisten.