Aus heiterem Himmel kündigt ein wichtiger Mitarbeiter – das hatten Sie nicht erwartet! Viele Gedanken schießen Ihnen durch den Kopf: wer erledigt dann diese Arbeit? Wo bekommen Sie Ersatz her? Kann man den/die Mitarbeiter:in zum Bleiben überreden? Was werden die Kolleg:innen sagen?
Holen Sie erst einmal tief Luft und durchdenken Sie die Situation gründlich. Es kann eine durchaus komplexe Entscheidung sein, bei der viel auf dem Spiel stehen kann. Widerstehen Sie also bitte dem Impuls, dem/der Mitarbeiter:in sofort Angebote, z.B. zu mehr Gehalt zu unterbreiten, bevor Sie für sich eine klare Analyse gemacht haben:
Warum hat der Mitarbeiter gekündigt?
Das ist in jedem Fall wichtig, um herauszufinden, ob Sie ihn oder sie halten können bzw. überhaupt halten wollen und ob Ihre Firma aus der Kündigung etwas lernen kann. Betrachten Sie dabei das Thema von zwei Seiten:
1. Gehen Sie der Kündigung auf den Grund:
Diese vier Fragen helfen Ihnen dabei, ein genaueres Bild über die Motive des/der Mitarbeiter:in zu bekommen:
- Gibt es ein besseres Angebot? Liegt es dabei am Gehaltspaket oder an möglicherweise interessanteren Aufgaben? Geht es um Karriereentwicklung? Hat er / sie schon unterschrieben?
- Liegt es an anderen Faktoren in Ihrer Firma? Dem Arbeitsplatz, dem Arbeitsklima, vielleicht an dem/der Vorgesetzten oder am Team? Hat der Person in Ihrer Firma etwas Wichtiges gefehlt?
- Oder hat es mit Ihrer Firma überhaupt nichts zu tun? Geht es z.B. um Wegzug vom Arbeitsort wegen Heirat o.ä.
- Was steht im Vertrag zu Kündigungsfrist, Konkurrenzklausel etc.? Wann ist der letzte Arbeitstag nach Anrechnung verbliebener Urlaub, Überstunden etc.? Ist es sinnvoll, den/die Mitarbeiter:in bis zum letzten Arbeitstag zu beschäftigen oder wäre eine sofortige Freistellung besser, z.B. wenn die Person im Kundenkontakt ist und zur direkten Konkurrenz wechselt?
2. Was bedeutet es für die Firma, wenn ein wichtiger Mitarbeiter kündigt?
Diese drei Punkte sollten Sie genau analysieren, bevor Sie aktiv werden:
- Kann Arbeit umorganisiert werden oder muss die Stelle nachbesetzt werden? Wenn ja, wie schnell ist das notwendig, wie schwierig wird das wirklich für Sie und wie lange wird das normalerweise dauern?
- Was hat das für Auswirkungen auf das Geschäft Ihrer Firma? Was kostet Sie der Nachbesetzungsprozess an Zeit und Geld, auch zur Einarbeitung eines neuen Teammitglieds? Können Sie in der Zeit Aufträge nicht erfüllen und verlieren Ertrag?
- Wie werden die Kolleg:innen auf den Austritt des/der Mitarbeiter:in reagieren? Neutral, erleichtert oder erschrocken?
Kündigung eines Mitarbeiter ist meist teuer
Um so konkret wie möglich zu werden, welche Auswirkungen der Verlust des/der Mitarbeiter:in auf den Unternehmensertrag haben wird, bewerten Sie diese Fakten mit einem Preisschild in Euro. Oft ist das eine unangenehme Überraschung, was da zusammen kommt…
Was lässt sich ändern – was nicht?
Erst jetzt entscheiden Sie, ob Sie ihn wirklich halten wollen. Und natürlich, was müssten Sie wohl dafür tun, können bzw. wollen Sie an den Punkten, an denen der/die Mitarbeiter:in einen Mangel empfindet, etwas ändern? Wenn Ja, gibt es Auswirkungen auf die übrigen Teammitglieder, wenn Sie das ändern?
Unbedingt persönlich sprechen mit dem Mitarbeiter
Suchen Sie das persönliche Gespräch mit dem/der Mitarbeiter:in. Im ersten Gespräch, z.B. auch wenn der/die Mitarbeiter:in die Kündigung persönlich übergibt, sollten Sie nur Fragen stellen, um Ihre Analyse machen zu können. Vermitteln Sie dabei unbedingt Wertschätzung für die Person und wie wichtig es Ihnen aus dieser Wertschätzung heraus ist, den/die Mitarbeiter:in und seine/ihre Gründe zu verstehen. Kündigen Sie dann an, dass „Sie darüber schlafen müssen“, um ein weiteres Gespräch in den kommenden Tagen zu führen.
Vertrauensperson nutzen
Manchmal ist es übrigens taktisch gut – gerade wenn kein intensives Vertrauensverhältnis zwischen dem/der Mitarbeiter:in und Ihnen besteht – dieses Gespräch zur Analyse nicht selbst zu führen. Setzen Sie lieber dafür – wenn vorhanden – eine im Unternehmen etablierte Vertrauensperson wie Sekretär:in, Assistent:in oder Mitarbeiter:in für Personalangelegenheiten ein.
Sollte das Gespräch mit dem/der Mitarbeiter:in ergebnislos oder lediglich in einem Erkenntnisgewinn zur Verbesserung Ihres Unternehmens als Arbeitgeber resultieren und somit eine Nachbesetzung des/der Mitarbeiter:in notwendig sein, gibt es dazu einige Blogs von mir hier im Archiv, die Ihnen dabei helfen können.
- Worauf es beim Bewerbungsgespräch ankommt
- Wie Sie Mitarbeiter*innen an der richtigen Position einsetzen
- Wie Sie als Team bessere Entscheidungen treffen