Es gibt zwei Arten von Unternehmern: Die einen planen strategisch, die anderen reagieren ständig auf das, was ihnen vor die Füße fällt. Ich war in meiner Anfangszeit lange in der zweiten Kategorie unterwegs. Kunden, Marktveränderungen, interne Probleme – alles wurde ad hoc gelöst. Klingt dynamisch, ist aber auf Dauer ein teurer Spaß. Irgendwann saß ich mit meinem Team zusammen, frustriert von zu vielen Brandherden. Da sagte jemand: „Lass uns das mal strukturiert angehen – mit einer SWOT-Analyse.“ Zugegeben, ich war skeptisch. Eine dieser Methoden, die Berater lieben, aber am Ende nur Flipcharts füllt? Doch ich ließ mich darauf ein. Und dies veränderte unser Unternehmen.
Stärken: Was macht uns unschlagbar?
Wir haben uns zuerst gefragt: Worin sind wir richtig gut? Was unterscheidet uns von der Konkurrenz? Überraschenderweise waren es nicht nur unsere Produkte oder Dienstleistungen, sondern vor allem unser Team, unsere Nähe zu den Kunden, unsere schnelle Entscheidungsfähigkeit. Diese Stärken waren unser Fundament. Wenn wir sie kannten, konnten wir sie gezielt ausbauen.
➡ Praxis-Tipp: Machen Sie eine interne Umfrage unter Ihren Beschäftigten. Fragen Sie sie, was unser Unternehmen einzigartig macht. Oft sehen sie Stärken, die Führungskräfte übersehen.
Schwächen: Wo drückt der Schuh?
Hier wurde es unangenehm. Denn niemand gibt gerne zu, wo es hakt, worin man nicht so gut ist. Aber genau das war nötig. Uns fehlten klare Prozesse. Vieles lief zu sehr über meinen Schreibtisch. Und unser Marketing? Ein Flickenteppich. Erst als wir unsere Schwächen ehrlich auf den Tisch legten, konnten wir Lösungen entwickeln.
➡ Praxis-Tipp: Seien Sie brutal ehrlich. Eine SWOT-Analyse bringt nichts, wenn Schwächen schöngeredet werden. Fragen Sie auch die Kundschaft, wo sie Verbesserungspotenzial sehen.
Chancen: Wo können wir angreifen?
Die Welt verändert sich ständig. Also fragten wir uns: Welche Trends können wir nutzen? Welche Marktlücken gibt es, die wir bisher unbeachtet ließen? Hier lag der Schlüssel zum Wachstum. Neue Technologien, neue Kundensegmente, Kooperationen – plötzlich hatten wir eine Landkarte für die Zukunft.
➡ Praxis-Tipp: Werfen Sie einen Blick auf Branchenberichte, analysieren Sie Wettbewerber und beobachten Sie, welche Innovationen gerade den Markt verändern. Manchmal liegt eine große Chance direkt vor der Tür – man muss sie nur erkennen.
Risiken: Was könnte uns gefährlich werden?
Dieser Teil war schmerzhaft. Hier ging es um alles, was uns bedrohen könnte, wir aber nicht in der Hand haben. Was, wenn unser wichtigster Kunde abspringt? Was, wenn neue Wettbewerber auftauchen? Was, wenn sich Marktbedingungen ändern? Klingt beängstigend, aber durch diese Analyse konnten wir frühzeitig Gegenmaßnahmen entwickeln – und das machte uns resilient.
➡ Praxis-Tipp: Entwickeln Sie für jedes Risiko einen Notfallplan. Wenn der größte Kunde wegfällt – was tun wir dann? Wenn neue Vorschriften kommen – wie passen wir uns an? Risiken zu kennen heißt, vorbereitet zu sein.
Warum SWOT mehr als nur eine Übung ist
Seitdem machen wir die SWOT-Analyse regelmäßig. Sie hilft uns, klarer zu sehen, Chancen zu nutzen und Risiken aktiv anzugehen. Und das Beste? Sie gibt uns den Fokus, die richtigen Ziele anzuleiten. Denn als KMU haben wir nicht die Ressourcen, um überall gleichzeitig zu glänzen – aber wir können gezielt unsere Stärken ausspielen.
➡ Praxis-Tipp: Planen Sie die SWOT-Analyse mindestens einmal pro Jahr ein – idealerweise mit dem gesamten Führungsteam. So bleibt Ihre Strategie immer aktuell.
Falls Sie also noch keine SWOT-Analyse gemacht haben, dann ist jetzt der beste Zeitpunkt dafür. Glauben Sie mir – ich wünschte, ich hätte früher damit angefangen.