Ich erfahre in meinen Unternehmerrunden oft, wie schwierig es ist, ein Familienunternehmen erfolgreich zu machen. Ja, es gibt besondere Herausforderungen und Probleme, die sich von anderen Geschäftsmodellen unterscheiden, aber mit der richtigen Einstellung und der aufrichtigen Bereitschaft aller Beteiligten, die Verantwortung mitzutragen, hat das Modell des Familienunternehmens ein großes Potenzial.
Hier sind 6 einfache Punkte, die ich Ihnen gerne mit auf den Weg geben möchte, wenn Sie Ihr eigenes Familienunternehmen gründen wollen, oder Ihr Unternehmen in eine Familiengesellschaft umwandeln wollen:
1. Achten Sie darauf, dass es gemeinsame Werte gibt.
Wie bei jedem Führungsmodell ist es wichtig, dass die beteiligten Personen die gleiche Vision und die gleichen Werte für das geplante oder existierende Unternehmen teilen. Denn gegensätzliche Visionen und Werte werden aller Wahrscheinlichkeit nach zu Konflikten und Problemen führen und die Entwicklung des Unternehmens erschweren.
2. Entscheiden Sie sich für die passende Unternehmensform.
Ein Familienunternehmen kann auf verschiedene Weise strukturiert werden. Jede Struktur hat ihre Vor- und Nachteile und sollte im Hinblick auf Ihre eigenen spezifischen Umstände bewertet werden. Dieses wichtige Thema sollten Sie unbedingt mit einem Fachanwalt für Gesellschaftsrecht und/oder anderen Experten besprechen.
3. Definieren Sie die verschiedenen Rollen klar und verbindlich.
Definieren Sie am besten von Anfang an die Aufgaben und Verantwortlichkeiten.
Warum?
Wenn Sie dies nicht tun, kann es sehr schnell dazu kommen, dass sich Verantwortlichkeiten verwischen und vermischen. Darunter leidet die Effizienz und Effektivität der Organisation, weil keiner mehr weiß, mit welchem Thema er sich an wen wenden muss.
4. Halten Sie alles schriftlich fest.
Es mag den Anschein haben, dass es ausreicht, die notwendigen Vereinbarungen aufgrund der familiär/freundschaftlichen Beziehungen mündlich zu klären. Falsch! Ich rate Ihnen dringend dazu, alles Geschäftliche schriftlich festzuhalten.
Eine wirksame schriftliche Vereinbarung umfasst:
- Die Struktur des Unternehmens
- Die prozentuale Beteiligung der Familienmitglieder am Unternehmen
- Geplante finanzielle Beiträge
- Individuelle Rollen innerhalb des Unternehmens (und entsprechende Verantwortlichkeiten)
- Wie Entscheidungen über das Unternehmen getroffen werden sollen
- Was muss geschehen, wenn ein Familienmitglied das Unternehmen verlässt?
All dies (und sicherlich noch einiges mehr) schriftlich zu Beginn festzuhalten, ist eine wesentliche Voraussetzung, um eine Familiengesellschaft effektiv aufzustellen und zu führen.
5. Lassen Sie Emotionen beiseite.
Vielleicht eine der schwierigsten Aufgaben, aber eine absolut notwendige.
Alle emotionalen Aspekte, die in der Form des Familienunternehmens auftreten können, gilt es tunlichst zu vermeiden. Das Unternehmen kann nur funktionieren, wenn sich alle Beteiligten einig darüber sind, vernünftig und realistisch mit den anstehenden Herausforderungen und Problemen umzugehen. Andernfalls können sich Emotionen und „Familienlasten“ einschleichen und das Unternehmen in falsches Fahrwasser bringen.
6. Seien Sie ehrlich und transparent.
Die Beziehungen zwischen Geschäftspartnern sollten grundsätzlich ehrlich und offen sein. Das ist bei einer Familiengesellschaft sogar noch wichtiger. Ohne klare und transparente Kommunikation können Dinge sehr schnell schiefgehen. Alle Partner sollten sich als Teil einer Unternehmenskultur „Code of Conduct“ verstehen, in der Meinungsverschiedenheiten klar geäußert werden können und dürfen, ohne dass man sich in Streitereien oder andere lähmende Konflikte verstrickt.
Das eigene Unternehmen in die „Mit-Verantwortung“ von Familienmitgliedern zu geben ist für Unternehmer*innen oftmals ein sehr emotionales Thema, denn es gilt, die persönliche und die unternehmerische Vision in Einklang zu bringen. Hier schafft der offene und ehrliche Austausch unter Gleichgesinnten in einem TAB Unternehmerkreis einen unvergleichlichen Vorteil. Die eigenen Ideen in Frage zu stellen, den Blick über den Tellerrand zu wagen sowie die Bereitschaft, Lösungen und Rezepten anderer Unternehmer*innen offen zu prüfen hilft dabei, das Unternehmen klug weiterzuentwickeln und langfristig und nachhaltig aufzustellen.
Autor: Marius Brecht