Alle, die ein Unternehmen führen, kennen das sicher: In Bewerbungsgesprächen wird das Thema Gehalt oft möglichst spät angesprochen. Vielleicht auch eher vage. Auch im bestehenden Team spricht niemand so richtig darüber, wer wie viel verdient – aus Angst, damit schlafende Hunde zu wecken. Schließlich: Wo Zahlen offen auf dem Tisch liegen, könnten Diskussionen entstehen. Oder Forderungen. Doch dieses Schweigen wird nicht mehr lange möglich sein. Die neue Richtlinie zur Regelung der Gehaltstransparenz verpflichtet auch kleinere Betriebe, offen zu legen, was sie zahlen – und warum. In diesem Blog lesen Sie, warum Sie das Thema jetzt angehen sollten – und wie Sie Gehaltstransparenz ohne großen Aufwand umsetzen. Damit Sie das Gesetz nicht nur erfüllen, sondern als fairer Arbeitgeber überzeugen – und neue Belegschaft leichter finden.
Warum die neue EU-Entgelttransparenzrichtlinie auch Sie betrifft – und was das für Ihren Betrieb bedeutet
Das Ziel der neuen EU-Entgelttransparenzrichtlinie ist klar: Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Damit das funktioniert, müssen alle Arbeitgeber ihre Gehaltsstrukturen offenlegen – nicht freiwillig, sondern gesetzlich.
Konkret bedeutet das für Sie:
Sie müssen künftig in Stellenanzeigen eine Gehaltsspanne nennen. Ihren Mitarbeitenden dürfen Sie nicht mehr verbieten, über ihr Gehalt zu sprechen. Und Sie müssen erklären können, warum jemand verdient, was er verdient.
Ich weiß, was Sie jetzt denken: „Das klingt nach zusätzlichem Aufwand, den ich gerade nicht brauchen kann.“
Verständlich. Aber hier liegt auch Ihre Chance. Denn Offenheit wird nicht nur Pflicht – sie wird zum echten Wettbewerbsvorteil.
Gerade junge Talente erwarten heute Klarheit. Und Mitarbeitende wollen wissen, woran sie sind. Das habe ich in unzähligen Gesprächen erlebt.
Was das im Alltag heißt – und wie Sie unnötige Diskussionen vermeiden
Denken Sie an Ihr eigenes Team. Vielleicht kennen Sie das Gefühl: Da wird im Hintergrund getuschelt. Wer verdient wie viel? Warum bekommt der Kollege vielleicht mehr? Das schafft Unsicherheit – und kostet Vertrauen.
Ich habe erlebt, wie ein Handwerksbetrieb das Thema angegangen ist:
Der Chef hat für alle Positionen eine grobe Gehaltsspanne definiert. Danach hat er offen mit seinem Team gesprochen. Keine Gehaltslisten. Keine Diskussion. Einfach erklärt, warum wer wie eingestuft ist. Das Ergebnis? Ruhe im Team. Mehr Vertrauen. Und weniger ständige Nachfragen.
Vielleicht wäre das auch für Sie der einfachere Weg.
Warum Sie jetzt starten sollten – und nicht erst 2026
Viele Unternehmer sagen mir: „Dafür habe ich gerade keine Zeit.“
Verständlich. Nur: Je länger Sie warten, desto größer wird der Druck. 2026 kommt. Ob Sie wollen oder nicht. Dann müssen Sie liefern.
Wer das Thema erst dann angeht, wird es hektisch tun müssen – und unter Umständen falsche Entscheidungen treffen. Gerade bei bestehenden Mitarbeitenden.
Wenn Sie jetzt starten, haben Sie einen entscheidenden Vorteil:
Sie bestimmen das Tempo. Sie können sich Ihre Strukturen in Ruhe anschauen. Sie können sich überlegen: Wo sind wir fair? Wo müssen wir nachbessern? Und wie kommunizieren wir das so, dass niemand das Gefühl hat, benachteiligt zu werden?
Kurz gesagt: Sie behalten die Kontrolle.
Wie Sie die EU-Entgelttransparenzrichtlinie praktisch umsetzen
Hier ein einfacher Vorschlag, wie Sie bei der Umsetzung der neuen EU-Entgelttransparenzrichtlinien starten können – auch ohne Berater oder Großprojekt:
Und: Schreiben Sie ab sofort Gehaltsspannen in Ihre Stellenanzeigen. Das zeigt Fairness – und filtert Bewerber:innen, die zu Ihnen passen
Machen Sie sich erstmal selbst einen Überblick: Wer verdient bei Ihnen was – und warum?
Legen Sie Gehaltsspannen fest. Nicht auf den Cent genau. Aber so, dass Sie im Bewerbungsgespräch klare Zahlen nennen können, ohne sich zu verrennen.
Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Team. Nicht, weil Sie müssen – sondern weil Sie wollen, dass alle verstehen, wie Gehaltsentscheidungen bei Ihnen ablaufen.
Fazit: Gehalt muss kein Tabuthema bleiben – sondern Ihr Vorteil werden
Ich weiß: Über Gehälter zu reden macht Unternehmern und Unternehmerinnen wenig Spaß – zu groß ist die Sorge, Begehrlichkeiten zu wecken. Aber – mit der neuen EU-Entgelttransparenzrichtlinie kommt die Pflicht zur Gehaltstransparenz auch in Ihrer Firma. Und das müssen Sie nicht als Belastung sehen. Sie können es nutzen. Um als fairer Arbeitgeber sichtbar zu werden. Um Vertrauen in Ihrem Team zu stärken. Und um sich Diskussionen und Unsicherheiten im Alltag zu sparen.
Warten Sie nicht, bis das Gesetz Sie zwingt.
Gestalten Sie den Wandel. Auf Ihre Art. In Ihrem Tempo. Und zeigen Sie: In Ihrem Betrieb ist Gehalt kein Tabuthema mehr. Sondern eine Frage der Wertschätzung.
Denn genau darum geht es am Ende.
