Manche Chef:innen sprechen Probleme prinzipiell nicht an. Andere kritisieren spontan und lassen einfach Dampf ab. Kritik an Mitarbeiter:innen ist zuweilen nötig. Doch nur konstruktive Kritik sorgt für Entwicklung und wird vom Gegenüber angenommen. Hier tun sich viele Chef:innen schwer. Ist der Unmut spürbar, kommen schnell Emotionen ins Spiel. Mit diesen Tipps sind Kritikgespräche ab sofort ein Erfolg.
Das Kritikgespräch ist die Königsdisziplin unternehmerischer Kommunikation. Doch im fordernden Tagesgeschäft wird das wichtige Führungswerkzeug oft halbherzig abgetan. Versäumnisse schlagen hier gnadenlos zu Buche: Steigende Krankenstände, sinkende Leistungsbereitschaft und verhärtete Fronten sind der Stoff, aus dem nicht zuletzt auch wirtschaftliche Talfahrten gemacht sind. Es lohnt sich daher, beim Kritisieren alles richtig zu machen.
1. Rahmenbedingungen schaffen
Ein Kritikgespräch findet unter vier Augen, mit ausreichend Zeit sowie fernab von klingelnden Telefonen und jeglichen Ablenkungen statt.
2. Den richtigen Zeitpunkt wählen
Es sollte zeitnah, jedoch nie unmittelbar nach einem Ärgernis zum Gespräch geladen werden. Zu groß wäre die Gefahr, dass Unmut und hochgekochte Emotionen ihre schädigende Wirkung entfalten. Beide Seiten sollten sich sowohl mental als auch sachbezogen auf den Anlass einstimmen können. Keinesfalls darf das Gespräch unnötig lang vertagt werden. Zwischenzeitlich aufgestauter Ärger könnte sich potenzieren und anderweitig zum Ausbruch kommen.
3. Das Gespräch planen
Auch hier gilt: Eine gute Vorbereitung ist der halbe Erfolg. Die folgenden Fragen sind ein hilfreicher Fahrplan für die Inhalte des Kritikgespräches:
- Was ist wann passiert?
- Welche Auswirkungen hat der Vorfall auf Unternehmen, Team und ggf. Kund:innen?
- Welche Gründe waren ausschlaggebend für das Handeln des/der Mitarbeiter:in?
- Wie soll das Verhalten künftig aussehen?
- Welche Konsequenzen stehen in Aussicht, sollte sich das Verhalten nicht ändern?
- Wie kann eine Erfolgskontrolle aussehen?
4. Die richtigen Signale senden
Wer Kritik übt, dessen Körpersprache wird besonders wahrgenommen. Tonfall, Haltung sowie Blicke sprechen Bände und entscheiden über den Verlauf des Gesprächs. Und der sollte konstruktiv und freundlich sein. Schließlich soll aus dem Vorfall gelernt werden und in Zukunft alles besser laufen.
5. Erfolgreich kritisieren: So wird’s konkret und sachlich
- Small Talk ist im Kritikgespräch stets fehl am Platz. Der kritische Anlass sollte ohne Umschweife zur Sprache kommen.
- Die Kritik sollte sich auf ein konkretes Verhalten beschränken und nicht zum „Rundumschlag“ ausufern.
- Pauschalierungen sind Gesprächskiller. „Immer“ und „niemals“ erzeugen ebenso Widerstände wie das Hinzuziehen Dritter („Herr A. sieht dies ebenso …“) oder der Vergleich mit Kollegen („Frau R. passiert das nie.“).
- Argumentationen sollten von Ich-Botschaften geprägt sein.
- Wer kritisiert, sollte auf „jedoch“ und „aber“ verzichten. Die Aussage „Es ist großartig, dass Sie stets Ihre Termine einhalten, jedoch müssten Sie an der Qualität Ihrer Konzepte noch arbeiten.“ schafft keine klaren Erkenntnisse. Bei Kritikgesprächen empfiehlt sich eine strikte Trennung von positiven und negativen Aspekten.
- Auch wenn sich ein Gespräch als anstrengend und nervenzehrend erweist, sollten Aussagen stets wertschätzend und sachorientiert bleiben.
6. Die Sichtweise des/der Mitarbeiter:in
Dass Mitarbeiter:innen eigene Beweggründe darstellen können, ist nicht zuletzt Ausdruck eines positiven Führungsverständnisses. Doch sollte der kritische Vorfall auf diese Weise nicht bagatellisiert werden. Es muss klar sein, dass dem Gespräch eine Verhaltensänderung folgen wird.
7. Zukünftiges Verhalten vereinbaren
Vorgesetzte sollten zukünftige Verhaltenswünsche unmissverständlich, klar und messbar formulieren. Auch sollte geklärt werden, ob der/die Mitarbeiter:in hierbei Unterstützung benötigt.
8. Erfolgskontrolle sicherstellen
Ein Ergebnisprotokoll zum Gespräch ist Ausdruck von Verbindlichkeit. Hier werden unter anderem die Möglichkeiten und Termine für eine Erfolgskontrolle festgehalten.
Wer regelmäßig Rückmeldung zu seiner Arbeit erhält, auch in Form von Lob, der kann Kritik annehmen und sie als Chance für die eigene Entwicklung begreifen. In den monatlichen TAB-Boards lassen sich praxiserprobte Erfolgsrezepte beim Umgang mit konstruktiver Kritik austauschen. Eine kompetente kollektive Orientierung ist nicht nur Investition in die individuelle Unternehmenskultur, sondern zugleich Ausdruck von Führungsstärke und unternehmerischer Professionalität.
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