So geht Familienunternehmen: Diese 3 Themen beschäftigen jeden familiären Betrieb

  • Familienunternehmen
Christian Koehler Entrepreneur und Business Coach
Seine Geschäftspartner schätzen ihn als belastbaren, innovativen, detailversessenen Macher, der immer einen stimmigen Plan und außergewöhnliche Lösungen parat hat.

Jedes Unternehmen – egal welche Größe oder Branche  –  steht immer wieder vor Schwierigkeiten. Da geht es um Kapitalsicherung und kluge Finanzierungsstrategien, engagiertes Personal zu finden und Teams erfolgreich aufzubauen, Antworten auf Marktschwankungen oder wachsenden Wettbewerb zu finden. Handelt es sich jedoch um ein Familienunternehmen, gibt es neben vielen positiven Aspekten auch eine lange Liste von Herausforderungen, die auf die Familiendynamik zurückzuführen sind. Dieser Artikel konzentriert sich auf die drei wichtigsten Punkte, denen kein Familienunternehmen ausweichen kann.

Besonderer Mix aus Geschäft und Gefühlen

Der Mix aus geschäftlichen Entscheidungen und Emotionen ist das Wesen jedes familiengeführten Unternehmens. Das kann sich zum Nachteil des Teams und des Unternehmens auswirken. Nur wer versteht, wie Familienunternehmen im Detail funktionieren, kann passende Maßnahmen und Strategien einsetzen, um Probleme an der Wurzel zu fassen und künftige Konflikte zu vermeiden.  

Da die meisten TAB-Mitglieder Familienunternehmen sind, haben wir sie gebeten, uns ihre Sicht auf die wichtigsten Herausforderungen zu nennen, mit denen alle Familienunternehmen konfrontiert sind (und was sie dagegen tun können).

Hier sind die TOP 3 Punkte, die wir aus unseren Unternehmerrunden erfahren haben: 

#1 Objektive Betrachtung von außen

Obwohl man intern ein gut aufeinander abgestimmtes Team ist und sich sowohl privat als auch beruflich gut versteht, bemerken viele unserer Unternehmer:innen doch eines: Mit der Zeit werden sie betriebsblind. Genau diese Betriebsblindheit ist in einem Familienunternehmen noch stärker ausgeprägt als woanders. Immerhin findet der Großteil des Alltags innerhalb der gleichen “Blase” statt. So schiebt man Themen hin und her, aber es fehlt oft der Blick von außen und damit die objektive Bewertung des Prozesses, der Führung, des Teams und auch der Effektivität. Unsere Unternehmer und Unternehmerinnen erhalten in den Peer Boards von TAB genau aus diesem Grund regelmäßig aus der Schwarmintelligenz Gleichgesinnter den so wichtigen Blick von außen.

#2 Geplanter Generationenwechsel

Ist der Seniorchef oder die Seniorchefin im Chefsessel verwurzelt und macht sich kaum oder unkonkrete Gedanken um seine Nachfolge, bringt das niemanden weiter. 

Lassen Sie einen anstehenden Generationenwechsel nicht unvorbereitet auf sich zukommen. Hier ist klare Kommunikation gefragt. Gerade wenn personelle Abweichungen bei der Beteiligungs- und Führungsnachfolge auftreten, sollte insbesondere auch der Umgang mit Gewinnausschüttungen definiert werden. Legen Sie sich selbst klare, strikte Regeln auf. Regeln Sie Führungskompetenzen rechtzeitig und eindeutig, ebenso die Qualifikationen der Geschäftsführung und auch die Mitarbeit von Ehepartner:innen im Unternehmen.

Wichtig: Die Betroffenen müssen hier zu Beteiligten und darüber hinaus moralisch verpflichtet werden. Ansonsten wird dieser Prozess wegen mangelnder Akzeptanz erfolglos bleiben. Die Moderation des Familien-Workshops ist bei einem auf Familienunternehmen spezialisierten Coach gut aufgehoben.

#3 Der Kampf um die Trennung von Familie und Beruf

Immer wieder haben wir diese Themen auf dem Tisch, in denen die Firma praktisch wie ein weiteres Familienmitglied ist. Natürlich fällt es bei engen Verstrickungen zwischen Privat- und Geschäftsleben oft schwer, beide Bereiche  auseinanderzuhalten und abzugrenzen. Doch genau diese Abgrenzung ist es, was das Model Family-Business auch erfolgreich macht. Wenn die Mitglieder des Familienunternehmens die Kunst der Abgrenzung wenig beherrschen, sind Chaos und Unruhen vorprogrammiert.

Aus meiner Erfahrung in der Arbeit mit Familienunternehmen weiß ich, dass eines der Mittel zur Verbesserung der Kommunikation darin besteht, eine klare Grenze zu ziehen. Setzen Sie eine physische Grenze, wenn Sie nicht bei der Arbeit sind. Man spricht zum Beispiel nur dann über das Geschäft, wenn man sich in einem bestimmten Bereich des Hauses aufhält. Mit anderen Worten: Das Esszimmer ist draußen, die Küche ist draußen, das Wohnzimmer ist draußen, und das Schlafzimmer auch. Grenzen zu setzen ist demnach Prio Nummer 1, wenn Sie Ihr Familienunternehmen auf Dauer gesund führen wollen. Denn wenn es eine klare Abgrenzung von Privatem und der Firma gibt, liefert das weniger Projektionsfläche für Konflikte und Streitigkeiten.

Kompakter Leitfaden für mehr unternehmerische Zufriedenheit
Profitieren Sie von den Impulsen und Ideen, die anderen Unternehmern wie Ihnen geholfen haben, endlich dem Hamsterrad zu entkommen.
  • Worauf es ankommt, wenn Sie sich aus der Selbständigkeit zum Unternehmer*in entwickeln
  • Welche Rolle Ihr “Warum” für Sie und Ihr Unternehmen spielt
  • Wie Sie wieder aktiv AN Ihrem Unternehmen arbeiten können

3 Tipps aus der Praxis, damit das Familienunternehmen rund läuft

Wir haben die Mitglieder unserer TAB Unternehmerrunden im Anschluss auch um ihre wichtigsten Tipps aus der Praxis gebeten, damit ein Familienunternehmen rund läuft. Hier sind die 3 TOP Tipps unserer Unternehmer und Unternehmerinnen aus dem Mittelstand: 

1.Stärken Sie Ihre Mitarbeiter:innen

Geben Sie Ihren Mitarbeiter:innen die Chance, sich zu entwickeln, innovative Ideen einzubringen, einen Sinn in ihrer Tätigkeit zu finden. Zünden Sie den Funken der Begeisterung. Die Neurowissenschaft zeigt, dass uns zuerst die Gefühle lenken, steuern und motivieren. Erst dann folgt der Verstand, das bewusste Denken.

2.Erlauben Sie Abgrenzung und schaffen Klarheit

Wer hat welche Aufgaben und welche Rechte? Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass einzelne Familienmitglieder sich einzelne “Rosinen herauspicken” und von ihnen weniger Leistung gefordert wird. Genauso bringen überhöhte Erwartungen an die Tochter oder an den Sohn das  Betriebsklima ins Ungleichgewicht, 

3.Geben Sie Feedback sehr diskret

Je enger sich die Mitarbeitenden untereinander stehen, desto gekränkter und sensibler können sie sich bei direkter Kritik fühlen. Aus diesem Grund ist es ratsam, Feedback Gespräche sehr diskret und nach professionellen Regeln zu führen und zu objektivieren, damit Ihnen die persönliche Vertrautheit nicht zum Verhängnis wird. 

Meine persönliche Empfehlung für einen reibungslosen Familienbetrieb

Meine Empfehlung ist daher für Sie: Achten Sie immer zuerst auf die Bedürfnisse Ihrer Familienmitglieder und dann erst auf das Unternehmen. Denn zufriedene Kinder und Verwandte sind auch gute und erfolgreiche Führungskräfte und Mitarbeiter:innen.