ESG als Game Changer für KMUs: Neue Chancen für Unternehmen entlang der gesamten Lieferkette

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Mit den Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit in der EU sollte sich jedes Unternehmen auseinandersetzen – besonders auch als KMU. In diesem Beitrag geht es darum, wie kleinere und mittlere Unternehmen aus den bestehenden Regelungen zu Lieferketten (Stichwort EU-Lieferkettengesetz) und Nachhaltigkeit in Chancen für sich umwandeln können. Denn für Unternehmen bedeutet das eine historische Gelegenheit, die neuen Rahmenbedingungen durch pro-aktives Handeln und gezielte Investitionen mitzugestalten.

Auch 2023 Rekordjahr in Sachen Klimakatastrophen

Nach Ablauf der ersten Jahreshälfte 2023 steht leider bereits fest, dass 2023 wieder einmal ein Rekordjahr in Sachen Naturkatastrophen sein wird. In Kanada wüten aufgrund der außergewöhnlich hohen Temperaturen mehr als 600 Waldbrände gleichzeitig, wobei laut Behörden mehr als die Hälfte davon bereits außer Kontrolle geraten sind. Mehr als 9 Millionen Hektar Wald sind bereits in Rauch aufgegangen (bereits jetzt ein Jahresrekord) und die giftigen Rauchgase führen sogar noch in weit entfernten US-Großstädten wie New York und Chicago zu erheblichen Beeinträchtigungen.

Doch auch Europa bleibt in diesem Jahr von Klimakatastrophen leider nicht verschont. Eine frühe Hitzewelle führte in Spanien bereits lange vor den Sommermonaten zu Temperaturen von 44°C und forderte bereits die ersten Hitzetoten. Ungewöhnlich starke Regenfälle im Mai führten rund um die italienische Stadt Bologna dazu, dass 21 Flüsse über die Ufer getreten sind und 36 Städte und Gemeinden überflutet wurden. Und im Juni verursachte der rasche auftauende Permafrost der Alpen, dass der gesamte Gipfel des Fluchthorns nahe dem Tiroler Ort Galtür regelrecht abbrach und Tonnen von Fels- und Gesteinsmassen über eine Länge von zwei Kilometern Richtung Tal donnerten.

Dringender globaler Handlungsbedarf

Die EU hat das Problem des menschengemachten Klimawandels schon vor einiger Zeit erkannt und begonnen, mit einer umfassenden Gesetzgebungsinitiative in Form des „European Green Deals“ gegenzusteuern. Über die Corporate Sustainability Responsibility Directive (kurz CSRD) habe ich bereits in meinem letzten Artikel berichtet. 

Ein weiteres aktuelles Gesetzgebungsvorhaben, welches zu umfangreichen Verbesserung im Sinne eines nachhaltigeren Wirtschaftskreislaufes weltweit führen soll, ist das EU-Lieferkettengesetz. Das EU-Parlament hat Anfang Juni den Gesetzesvorschlag bereits angenommen und der endgültige Gesetzestext wird in sog. Trilog-Verhandlungen erwartungsgemäß in der zweiten Jahreshälfte 2023 verabschiedet werden.

Ziel dieser neuen Vorschriften ist es, international agierenden Unternehmen eine weitreichende Sorgfaltspflicht im Rahmen Ihrer gesamten Lieferkette aufzuerlegen. Insbesondere müssen die betroffenen Unternehmen prüfen, ob entlang ihrer Lieferkette Verletzungen von Menschenrechten oder Umweltstandards vorliegen und die entdeckten Verstöße entsprechend transparent machen.

EU-Lieferkettengesetz mit globalen Auswirkungen

Gelten werden die neuen Vorschriften für in der EU tätige Firmen mit  >500 Mitarbeitenden und mind. € 150 Mio Umsatz weltweit, wobei Unternehmen aus Risikobranchen wie etwa der Textil- und Lederindustrie, Land- und Forstwirtschaft und Bergbau bereits ab 250 Beschäftigten und € 40 Mio Umsatz betroffen sein werden. Die meisten KMUs werden somit nicht direkt, wohl aber indirekt als Zulieferer von entsprechend größeren Unternehmen von dem Lieferkettengesetz betroffen sein.

Einen Vorgeschmack darauf liefert das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), welches bereits am 1.1.2023 in Kraft getreten ist und in Deutschland niedergelassene Unternehmen mit über 3.000 Mitarbeitenden (ab dem 1.1.2024 fällte die Schwelle auf 1.000 Mitarbeitende) dazu verpflichtet, ihre unmittelbaren Lieferanten in Bezug auf definierte Risikofelder von menschenrechtlichen Themen sowie Umweltbereichen mit menschenrechtlichem Bezug zu prüfen. 

Welche neuen Chancen ergeben sich für Unternehmen dadurch?

Klar ist, dass wir weltweit den Kampf gegen die Erderwärmung und ihre Folgen nur gewinnen können, indem wir uns vom derzeitigen System der globalen Konsum- und Wegwerfgesellschaft verabschieden und uns hin zu einem sozial fairen und ökologisch nachhaltigen Kreislaufwirtschaftssystem entwickeln.

Für Unternehmen bedeutet das eine historische Gelegenheit, die neuen Rahmenbedingungen durch pro-aktives Handeln und gezielte Investitionen mitzugestalten. Gerade für KMUs, die im deutschsprachigen Raum ohnehin traditionell im Familienbesitz stehen und das Generationendenken bereits in ihrer DNA haben, bieten sich dadurch neue Möglichkeiten und Chancen. 

Einige Chancen möchte ich hier kurz anführen:

  1. Reduktion der Energiekosten durch Investitionen in eigene erneuerbare Energieträger (etwa Photovoltaik, Geothermie und Wind)
  2. Ressourceneffizienz durch Digitalisierung, verstärken Einsatz von klimaneutralen Produktionsstoffen sowie der Herstellung von Produkten der Kreislaufwirtschaft
  3. Umstellung von Logistik und Warentransport auf emissionsfreundliche Alternativen und E-Mobilität (Bahn, E-Autos, grüner Wasserstoff, etc.)
  4. Sanierung von Gebäuden und Produktionsstätten, um die Energieeffizienz zu verbessern und CO2 Emissionen zu minimieren
  5. Integration von Nachhaltigkeit in die Werte und Kultur des Unternehmens, um auch in Zukunft für junge und top-ausgebildete Arbeitsuchende attraktive zu bleiben
  6. Reduktion der Finanzierungskosten von nachhaltigen Investments durch Taxonomie-konforme Kredite mit bevorzugten Konditionen
  7. Versorgungssicherheit und geringere Transportkosten durch regionale Wertschöpfung und verkürzte Lieferketten

Langfristig planende KMUs sind im Vorteil

Unternehmerische Resilienz bedeutet in diesem Zusammenhang das offene Mindset, um sich strategisch mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen und zu den Vorreitern eines langfristig ökologisch und sozial ausgeglichenen Wirtschaftskreislaufes zu gehören. 

    Anpassungsfähigkeit zahlt sich langfristig aus

    An der Spitze ist immer Platz für mutige und anpassungsfähige Unternehmen, welche die Zeichen der Zeit erkannt haben und die richtigen Schlüsse aus den aktuellen und zukünftigen Krisen ziehen. Denn eine wirklich nachhaltige Denkweise ist der Schlüssel dafür, dass wir unser Wirtschaftssystem sowie unser gesamtes Wertesystem enkeltauglich machen und wieder in Balance mit dem ökologischen Kreislauf unserer wertvollen Mutter Erde bringen. 

    Langfristiger Erfolg in unsicheren Zeiten
    Strategische Planung war noch nie so einfach. Nutzen Sie den gedanklichen Anstoß, um das große Ganze zu sehen und der Unternehmensstrategie wieder Aufmerksamkeit zu schenken.
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